Der Landkreis Viljandimaa
Der Flachsanbau hat einst viele Bauern dieser Gegend, die die Einheimischen Mulgimaa nennen, reich gemacht. Mit dem Verkauf dieses wichtigen Rohstoffs kam auch so manche Tradition in andere Regionen des Landes. So kennt man heute in ganz Estland den sogenannten „Mulgipuder“, einen typischen Brei, der hierher stammt. Auch die überall beliebten Korbid, leckere Quarkkuchen, und verschiedene Sauerkrautgerichte und Mehlmischungen sind typisch für Mulgimaa. Ein Teil dieser Besonderheiten sind auf die Liste des immateriellen Kulturerbes Estlands gesetzt worden.
Die erste Hauswirtschaftsschule des Zarenreiches wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im heutigen Landkreis Viljandimaa gegründet. Die Gegend war damals wegen ihrer Offenheit gegenüber modernen Entwicklungen bekannt, wobei Sparsamkeit und Effektivität beim Umgang mit Rohstoffen und Lebensmitteln in dieser von relativ kurzen Sommern geprägten Region bis heute eine große Rolle spielen. Die Herkunft von Produkten aus Viljandimaahatin ganz Estland den Stellenwert einesGütesiegels; lokale Unternehmen haben sich in einem Vertriebsnetz namens „Viljandi OTT“ zusammengeschlossen. Viele gastronomische Einrichtungen der Region weisen auf ihren Speisekarten gesondert auf lokale Gerichte hin. An verschiedenen Orten finden Workshops zur einheimischen Küche statt, so zum Beispiel im Gutshaus von Olustvere, wo Brotbackkurse abgehalten werden. Besonders beliebt sind die Hanse-Märkte und das Folkfestival in Viljandi, die von vielen Menschen alljährlich mit Spannung erwartet werden, weil neben den Kernveranstaltungen auch Kulinarisches eine wichtige Rolle spielt.