Das alte Võromaa
In dieser Region ganz im Südosten Estlands sind Traditionen und Gebräuche noch besonders lebendig. Man verschließt sich aber auch nützlichen Neuerungen nicht. Einst lebten die Menschen im Rhythmus von Saat und Ernte und der Vorfreude auf große Feste. Vom großen Stellenwert des Essens zeugen Synonyme aus langer Vorzeit, wie sie noch heute in der Landessprache benutzt werden. In der Gegenwart aber gelten Lebensmittel und das Essen oft als so selbstverständlich, dass Besonderheiten und kulturelle Grenzen verschwimmen. Dennoch gibt es noch einige Speisen aus dieser Region, die anderswo in Estland kaum bekannt sind oder es lange Zeit nicht waren. Als Beispiel sei der Quark genannt, den es ursprünglich nur in Südestland gab. Auch der Sõir, eine Art Kochkäse, stammt aus dem alten Võrumaa-Gebiet und aus dem Siedlungsbereich der Setus sowie aus Lettland. Gerade haben die Hersteller dieser Spezialität gemeinsam bei der EU einen Antrag auf Anerkennung des Käses als geschütztes regionales Produkt gestellt. Eine weitere Tradition aus der Region ist das Räuchern von Fleisch in der Sauna. Sie ist zusammen mit der eigentlichen Rauchsauna-Tradition von der UNESCO auf die Liste des immateriellen Welterbes gesetzt worden. Da Buchweizen, Hanf und Linsen historisch nur in Südestland angebaut wurden, stammen die entsprechenden Gerichte auch aus dieser Gegend. Aus Südestland kommt die Tradition, Weißkohl und Graupen zu einem dicken Brei zu verkochen oder jene, Bohnen und Erbsen zusammen zu einem Stampf zu verarbeiten. Als Konservierungsmethode galt das Einsäuern, das gerade wieder an Popularität gewinnt. Neben Fleisch verarbeitete man auch Kutteln und Blut – Traditionen, die bis heute besonders von Rind- und Schafzüchtern bewahrt werden.
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